9.6.06

Schottland



Uig, Hafengebiet


Steine, Grün, Schafe, Meer, Freiheit.
Meine Schwester habe ich gefragt, wie sie diese Insel in fünf Worten zusammen würde. Meine Definition von Nord Uist wäre das hier gewesen. Schottland ist ein sehr wildes, aber auch sehr freies Land. Die Natur läßt sich hier nicht unterdrücken, und die Leute hier versuchen es auch nicht einmal. Nur die Schafe werden in sehr weitläufigen Arealen eingezäunt, so daß sie sich auf der Insel nicht verlaufen. Das Wetter ist ebenso wild wie das Meer und der Wind, nur etwas launischer. Von dichten Nebelschwaden und bitterkaltem Nordwind bis hin zum sonnenerfüllten Strandwetter ist in drei Tagen alles dabei. Auch die Sonne nimmt sich - innerhalb der legitimen Grenzen - ihre Launen heraus. Die Dämmerung beginnt um kurz vor 11, Sonnenaufgang steht wieder um halb 4 an. Das führt dazu, daß es nachts nie wirklich dunkel wird und nächtliche Spaziergänge oder sogar Fototouren kein Problem darstellen. In meiner Beschreibung kommen die paar tausend Einwohner dieser Insel gar nicht vor, und sie verhalten sich auch nur wie Besucher in diesem Land - wenn auch wie Besucher, die vorhaben, sehr lange zu bleiben.

Gerade sitze ich auf einer kleinen Insel mitten im Meer. Mein Blick schweift über die glitzernde Wasseroberfläche und den Küstenstreifen in zwei Kilometern Entfernung, und die leuchten weißen Möwen ziehen langsame Bahnen über den Himmel. Leichte Seeluft schwingt in dem allgegenwärtigen Wind mit, gerade soviel, um mich daran zu erinnern, daß das Meer nicht weit weg ist. Gerade sind zwei schottische Frauen angekommen und haben mich informiert, daß in etwa einer Stunde eine Herde junger Kühe vorbeikommen würde und daß wir uns bis dahin doch in Richtung Osten verziehen sollen. Kein Problem.
Die Schafe hier sind gemütlich und haben ein schönes Leben, teilweise sogar richtiggehend beneidenswert schön. Und wenn sie so auf der Grasfläche liegen, könnte man meinen, Schafe und Steine wären seelenverwandt, so ähnlich erscheint mir ihre Mentalität. Jedenfalls haben die wolligen Tiere das steinähnliche Tarnen ganz gut raus, und auch sie genießen eine absonderliche Freiheit.
Noch eine Feinheit ist mir aufgefallen - schottische Häuser sehen unnatürlich aus, wenn man sie unter wolkenlos blauem Himmel betrachtet. Erst am zweiten Tag war mir klar, warum - die geduckten, kleinen Gebäude sind es gewohnt, unter einem schwer grauem, drückenden Himmel zu stehen. Und erst in dieser Kulisse bieten sie auch ein kongruentes Bild.

Meine gesammelten Fotos befinden sich bei Picasa Web.

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