24.5.05

Mein Ego und die dritte Hirnhälfte

Da die Statistiken gezeigt haben, daß nichts die Leute so wenig interessiert wie lange Selbstdarstellungen und Erklärungsversuche über ihren Blog, lasse ich den Teil mit dem Ego einfach mal großzügig weg und komme zu

meiner dritte Hirnhälfte.
oder: Ode an Palm

Man könnte jetzt anfangen, darüber zu streiten, ob eine dritte Hirnhälfte überhaupt möglich ist, ob sie sinnvoll ist und ob der Mensch ein drittes Hilfsmittel überhaupt zu benutzen weiß.
Aber das ist eigentlich egal, erstens kommt bei solchen Diskussionen ohnehin nie etwas wichtiges heraus, und zweitens ist meine dritte Hirnhälfte schon einige Jahre im Gebrauch.
Sie sieht nicht aus wie eine Hirnhälfte. Das ist auch gut so, denn damit würde ich im Bus sicherlich mehr auffallen als mir lieb ist. Auch wenn da viele Medizinstudenten rumlaufen, denen man als Laie so etwas durchaus zutrauen würde.

Nein, sie sieht eher aus wie eine PSP. Schlank, durchdesignt, elektronisch.Und da drin steckt alles, was ich bisher vergessen habe oder je vergessen könnte.

Natürlich hat bis jetzt jeder gemerkt, daß meine Hirn-Expansion in Wirklichkeit ein Minicomputer ist. Aber das ist deswegen nicht weniger interessant.
>Dieses kleine Gerät schafft es, mein komplettes Leben zusammenzuhalten - aus der Tasche ziehen, einschalten und mit einem Taps auf den Bildschirm Informationen anzuzeigen ist eins.
Jetzt könnte man sagen, wozu braucht man denn sowas.

Im Internetzeitalter, wo sich der moderne Mensch doch seine Telefonnummern auf dem Handy, seine Musik-Sammlung auf dem MP3-Stick, seine Fotosammlung auf dem Laptop, seine Spiele auf dem Computer speichert, seine Termine in einen Terminkalender einträgt und früh am Morgen die abonnierte Zeitung im Internet liest. Alltagsleben 2005. Wo ist hier noch Notwendigkeit für so ein Ding, wenn es doch für jedes erdenkliche Bedürfnis ein Stück Elektronik gibt?
Jetzt könnte ich frech gegenfragen, und ein leises Lächeln stiehlt sich auf meine Lippen, wenn ich gegenfrage: wozu nicht alles auf einmal speichern - immer dabei, in Sekundenschnelle abrufbar?

Von Terminen, anstehenden Klausuren, Webaddressen, Notizen über Fernsehserien, spontanen Ideen, die einem bei langen Wartezeiten kommen, Addressen, Telefonnummern, Bilder und Handynummern von allen Leuten, mit denen ich je einmal Kontakt aufnehmen wollen könnte, bis hin zu ganzen Fotoalben und Musiksammlungen, ich habe alles dabei. Ja, sogar Videos schaue ich mir auf dem kleinen Ding an und Tausende von eBooks (rein elektronische Bücher) zu lesen ist auch eine meiner Hauptbeschäftigungen. Das Internet bietet sogar sämtliche klassischen Werke der Weltiteratur kostenlos - zwei Klicks, und schon hat man alle Schiller'schen Werke in der Westentasche.

In der Business-Welt ist so ein ähnliches Gerät sehr beliebt geworden, es sieht noch ein bißchen professioneller aus und kostet auch ein bißchen mehr.


In meinem Freundeskreis leihe ich meinen Minicomputer gerne mal her; es sind einige nette Spiele installiert, die auf Spielspaß, ein interessantes Konzept und einfache Bedienung setzen. Im Gegensatz zu einem "normalen" Computerspiel ist hier die Schranke zwischen Mensch und Maschine viel niedriger.
Auf den Bildschirm zu tippen ist das Prinzip - die naheliegenste Sache ist, da zu berühren, wo man sich die Wirkung erwartet. Knöpfe werden direkt mit dem Finger betätigt, Bewegungen werden oft nur auf dem Bildschirm ausgeführt. Dieses Konzept funktioniert prächtig! Ich wage zu sagen, wem ich dieses Gerät in die Hand drücke, der hat innerhalb von 10 Sekunden gelernt, damit umzugehen. Ein Traum an Benutzerfreundlichkeit - das macht es natürlich auch beliebt, Frustphasen sind ausgeschlossen, Spielspaß garantiert.


Natürlich hat meine dritte Hirnhälfte auch einen offiziellen Namen und eine Gattungszugehörigkeit.
Um einmal ganz offiziell zu werden, es handelt sich um einen Zodiac1 (limited first edition) von der unbekannten kalifornischen Firma Tapwave. Das Betriebssystem, das die einfache und schnelle Bedienung erst möglich macht, nennt sich PalmOS, und ist auf vielen, vielen Geräten verbreitet.

Ich würde sogar mal ganz selbstbewußt behaupten, für jeden, der sich gut genug informiert, ist irgendein Modell von diesen hier ausgestellten genau das richtige. Auch Computerhasser dürfen sich angesprochen fühlen, bei einem solchen Organizer muß man sich nicht mit irgendwelchen Betriebssystemen und Fehlermeldungen herumschlagen.


Die meisten Besitzer dieser PDAs (portable digital assistent = tragbarer, digitaler Assistent) nennen ihren Taschencomputer übrigens kurz "Palm", weil der Produktname künstlich klingt oder ihnen zu lang ist.
Das führt dann letztendlich dazu, daß im Geiste jeder Besitzer dasselbe Teil und damit jeder die gleichen Problemchen, Wünsche und Anregungen hat. Leute, die ein wenig Erfahrung im Programmieren haben, haben schließlich angefangen, anderen Leuten mit Problemen auszuhelfen und ihnen ein kleines Programm zum Mitnehmen zu schreiben.

Weil es die Idee Palm schon sehr lange gibt, haben sich in der Zwischenzeit eine Unmenge an nützlichen Programmen angestapelt. Und weil die Programme nicht schwer zu schreiben sind und die Autoren meistens Privatleute wie du und ich sind, verlangen sie auch sehr oft kein Geld für ihre Programme. Das heißt, die nützlichsten Anwendungen, die viele Leute mal brauchen konnten, sind Freeware, also kostenlos.


Wen ich jetzt, nicht ganz ohne Absicht, von dieser Idee begeistert habe; wer sich ständig über vergessene Termine ärgert oder die Bedienung von seinem Handy für Notizen, Adressen und Termine viel zu umständlich und zeitraubend findet, der soll sich mal auf den oben verlinkten Seiten ein bißchen umschauen.
Wenn dann die unweigerliche Frage kommt, was denn so ein hochentwickeltes Teil Technik kostet, kann ich auch eine sehr beruhigende Antwort geben, nämlich "ebay". Nur mal zur Preisvorstellung.
Die Suche zeigt die allerkleinsten Einsteiger-Palms. Wem dir das noch zuviel ist, sollte du dir besser überlegen, ob du dir den Internetzugang leisten kannst.
Leider sagt die Werbung in der heutigen Zeit, alles muß schneller, bunter, lauter und größer sein.
Die "billigen" Einsteigermodelle haben gegenüber den fortgeschrittenen Modellen (übrigens auch hier gewaltige Preisschwankungen) - im Gegensatz zu dem, was uns der Blödmarkt gerne sagen will, gewaltige Vorteile, die selbst die teuersten Geräte nicht aufholen können.
Somit kann man sagen, es gilt nicht: je teurer so ein Palm ist, desto besser ist er.
Sondern jeder muß den Palm finden, der zu ihm passt.


Ich habe in die Suche die Einsteigerreihe der Zire-Serie verlinkt, weil diese vom Hersteller explizit als Einsteigermodelle verkauft wurden - übrigens zu 79 Euro Neupreis.
Auf diesem Gerät läuft jede bisher erschienene produktive Software für PalmOS!
Es gibt keine Einschränkungen, daß der Prozessor zu langsam ist, zu wenig Arbeitsspeicher vorhanden oder nicht die neueste Grafikkarte eingebaut ist. Wenn du dein Leben organisieren willst, oder alles vergißt und noch einen Platz in der Westentasche frei hast, dann laß dich von dieser Idee einfangen, informiere dich gründlich, und schreib dann mir deine Meinung.


Mal sehen, ob du nicht auch in ein paar Tagen, probehalber, eine dritte Hirnhälfte in der Hand hältst....

Epilog:
Ein Foto von meinem Gerät ;)

Zodiac - 71K



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