zum 1000. Besuch ein vierteiliger Jubiläumsartikel
Wer kennt das nicht?
Man liegt im Bett, dunkel und bequem, und träumt. Der Trauminhalt scheint echt, die Handlung teils absurd, aber größtenteils realistisch.
Und meistens werden in genau diesen Träumen die Wünsche wahr, die man sich vom realen Leben erhofft. Und wenn nicht, kommt man ihrer Erfüllung zumindest einen Schritt näher. Nur zu gerne würde man sich an die Idee klammern; sich die Methode einprägen, alles, was im Traum geklappt hat, nochmals im realen Leben wiederholen. Warum auch nicht - es war ja schließlich die eigene Idee, die schon einmal zum Erfolg geführt hat - und eigentlich nur recht und billig, die Methoden im eigenen Leben auch wirklich anzuwenden.
Doch was passiert? Schon kurz vor dem Aufwachen zerfließt der Traum, düstere Schwärze umfängt mich: ab jetzt fängt alle Erinnerung an das Geschehen an, zu verblassen. Und zwar unaufhaltsam. Traumforscher haben nachgewiesen, daß in den ersten fünf Minuten nach Traumende über 50% der Details verlorengehen. Das ist katastrophal, wenn man gerade noch schwermütig den verschommenen Gefühlen nachhängt, die so real erschienen - und dabei die Gesprächdetails oder sogar den Gesprächspartner vergißt. Und erst nach endlosen Sekunden schwerer Dunkelheit ist das Bewußtsein in der Lage, langsam in die Realität zurückzukehren - man wacht auf.
Jetzt heißt es, Erinnerungen zusammenhalten. Um jeden Preis. Alle Details, an die man sich noch erinnern kann, immer wieder ins Gedächtnis rufen. Sofort und so oft wie möglich. Emotionen kann man getrost außer Acht lassen - die Hauptschwingungen werden einen ohnehin noch den ganzen Vormittag begleiten, wenn es ein intensiver Traum war. Morgenaktive Menschen haben neben dem Bett einen Notizzettel liegen und fangen sofort nach dem Aufwachen an, sich die wichtigsten Details aufzuschreiben, Zusammenhänge mit Pfeilen aufzumalen und logische Gruppierungen nachträglich zu knüpfen. Aber Vorsicht - oft war das Traumgeschehen gar nicht so logisch, wie man im Nachhinein denkt und man zerstört unwillkürlich Einzelheiten, die leider nicht in den logischen Kontext gequetscht werden können. Dafür habe ich einen Tip, nämlich die Aktionen, die sich nicht logisch zusammenhängen lassen, einfach als zeitlich getrennte Stories zu verpacken.
Die Idee mit dem Notizzettel habe ich aus einem Traumratgeber, aber nach dem Aufstehen folgt mein träger Körper historischen Zitaten: "Der Geist ist willig, das Fleisch aber schwach." Somit bekomme ich selten genug Energie auf, um aufzustehen und (leserliche!) Schreibarbeit zu leisten, ganz abgesehen davon, daß die Augen noch gar nicht richtig mitspielen. Morgenmuffel dürfen wieder alles vergessen, unfair ist das...
Schneller funktioniert es, schnell einige kurze Zeichnungen zu skizzieren, oder, für künstlerisch unbegabte Personen wie mich, soviele Stichpunkte wie möglich in einen bereitstehenden Laptop zu hämmern. Geschwindigkeit geht über Qualität - und möglichst die unwichtigsten Details zuerst nennen, denn die gehen am schnellsten verloren. Wie gesagt - man hat 5 Minuten für ungefähr zwei Stunden Trauminhalt.
Einfacher wäre die Prozedur natürlich, wenn das Equipment aus dem Film "Final Fantasy - The Spirit Within" schon marktreif wäre.
Man wacht auf, der Computer begrüßt einen mit der Meldung "Dream recorded, saved as file 'aki-18-09-2071'." Zur genaueren Betrachtung nachträglich auch auf dem Großbildschirm anzusehen. Traumhaft, im wahrsten Sinne des Wortes.
nächster Teil: Träume und Gesellschaft...
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