1.10.07

Synästhesie



frische Erdbeeren in alle drei Pralinéschichten getaucht


Synästhesie? Ein sehr interessantes Talent, bei denen Sinne übereinander fließen und keine klare Abgrenzung mehr möglich ist. Da wird ein Saxophonton plötzlich eine dunkelblaue Kugel und ein Straßenname schmeckt ein bißchen nach Himbeere. Diejenigen wenigen, die betroffen sind, haben recht eindeutig ein bereichertes Leben und könnten sich beispielsweise gar nicht vorstellen, eine Buchseite ohne zu lesen, ohne die Buchstaben vor ihrem inneren Auge in ihrer jeweils eigenen Farbe zu sehen.
Allerdings wissen nur Wenige, daß man dieses Talent auch als "Normalo" zumindest im Ansatz selbst probieren kann. Das Zauberwort dazu heißt Assoziation, ich hab da mal was vorbereitet...

Welche Farbe hat Schokolade?

Zuerst einmal mache ich die Augen zu. Die visuelle Farbe, gekoppelt an Wellenlängen und Sehzellen, hat für mich keine wesentliche Bedeutung für den Gesamtbegriff "Schokolade". Der besteht hauptsächlich erst einmal aus Geschmack. Also, alle anderen Sinne aus.
Schokolade schmeckt angenehm. Also treffe ich eine erste Vorauswahl, die schon einmal alle unangenehmen Farben ausschließt - Grün-Braun-Töne, Neongelb und Grau. Dann schmeckt Schokolade mit Sicherheit intensiv - im Gegensatz beispielsweise zu weißem Tee oder purem Reis. Also konzentriere ich mich, ganz allgemein, auf schöne und intensive Farbtöne. Dann - ein Stückchen in den Mund nehmen, schmecken und nach Farben suchen. Ich probiere also erst einmal die Grundfarben aus und versuche, eine passende Assoziation zwischen Geschmack und Farbe herzustellen. Weiße Schokolade schmeckt sehr süß, recht leicht und knackig, hat einen recht aufdringlichen und ganz leicht scharfen Körper. Die Farbe, die letztendlich am besten für mich passt, ist ein glänzendes Türkis.
Milchschokolade ist da schon ein ganz anderes Kaliber. Sanft und mild zergeht sie auf der Zunge, mit einem schweren, schmelzenden Charakter und lang anhaltendem, vollem dunklem Aroma. Ein sattes Dunkelrot trifft es für mich am ehesten.

Probiert's mal aus - am einfachsten ist es wirklich, Gerüche und Geschmackseindrücke zu Farben zu verarbeiten. So würde es sich anfühlen, wenn ihr Synästheten wärt - nur daß ihr euch nicht auf die Wahrnehmung konzentrieren müßtet, sondern sie wäre immer "dabei".

Tip: Nicht plötzlich die Kanäle wechseln. Sich vorzustellen, wie das Äußere der Schokolade mit dieser Farbe aussehen würde, zerstört die Geschmacksassoziation.
Für Fortgeschrittene: Beinahe eben so leicht ist es, sich Farben und Formen zu einzelnen Klängen einer Musik vorzustellen. Schwerer wird es bei Sinnen, die selten bewußt gebraucht werden - wie zum Beispiel dem Tast- oder dem Temperatursinn. Möglich ist aber alles.

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