30.5.08

Gurkencreme



Gurkenmaske

Foto: Sakurako Kitsa, who crafts lovely bentos

Die derzeit gut gehypte Sonnencreme DNAge von Nivea for Men ist mir neulich durch eine ungenannte Spenderin in die Hände gefallen.
Das Thema Genreparatur und (Haut-)Alterung finde ich ja recht spannend, und so hab ich mich mal nach der Wirkung informiert.

Kurzfassung: Ja, das Zeug tut tatsächlich, was es tun soll. Aber das nur manchmal, wahrscheinlich recht ineffizient und vielleicht mit seltsamen Nebenwirkungen. Für den Anti-Aging-Effekt sind Gurken zuverlässiger und billiger.

Wie funktioniert der "Anti-Aging-Effekt"?
Wie auf der Seite zum "wissenschaftlichen Hintergrund" gezeigt wird (deutsche Version), basiert der "zellreparierende" Effekt komplett auf Folsäure.
Dagegen ist erst einmal nichts einzuwenden - Folsäure, auch Vitamin B9 genannt, kann vom Körper nicht produziert werden und ist für die Wechselwirkung mit Reparaturmechanismen bei Genen bekannt.

Ja, aber wie funktioniert es genau?
Wie wichtig ist Folsäure jetzt für die Genreparatur? Recht wichtig.
Folsäure hat drei verschiedene Wirkungen auf Körperzellen (Quelle):
  1. Der bekannteste Effekt ist die lichtabhängige Genreparatur.
    Bei einfachen Organismen wirkt ein Teil der Folsäure als Katalysator für diese Reaktion. Wenn sie ausfällt, findet dieser Reparatureffekt nicht mehr statt und Strahlungsschäden im Genmaterial bleiben erhalten. Zumindest bei Hefezellen - bei menschlichen Zellen ist die Sachlage etwas komplexer, und es geht teilweise auch ohne die Hilfe der Folsäure.

  2. Was kennzeichnet denn eine Folsäure-Mangelerscheinung?
    Ein sehr bekannter, wenn nicht sogar der weltweit häufigste Fall von Mikro-Mangelernährung. Er führt dazu, daß an der DNA ständig nur an einer Stelle herumrepariert wird (den Uracil-gegenüberliegenden Adeninen) und damit die gesamte Reparaturleistung an der DNA stark beschränkt. Schäden an anderen Ecken werden einfach nicht behandelt. Und wenn du diesen Textteil nicht übersprungen hast, gehörst du übrigens zu den gebildetsten 4% der Menschheit. Gratuliere!

  3. Schlußendlich wird Folsäure auch zur Produktion von Thymin (einer der DNA-Basenpaare) und des Baustoffs SAM verwendet. In beiden Fällen kann allerdings kurzzeitig Vitamin B12 einspringen, falls nicht genug Folsäure auf Lager" ist. Dieses nette Molekül wird unter anderem bei der absichtlichen Veränderung von DNA-Daten gebraucht. Damit ist Folsäure sozusagen ein unwichtiger Cousin zweiten Grades für den DNA-Mechanismus...
Aber zurück zur Creme: Sie schickt kleine Mengen an Folsäure, gehüllt in Fettkapseln, in die Hautzellen. Naturgemäß kommt bei einer solchen Anwendung nur ein Bruchteil des Wirkstoffs auch in den Zellen an.
Und: Die Reparaturmechanismen, von denen es vier verschiedene gibt, laufen auch von selbst. Nur wenn der ganze Körper keine Folsäure mehr "auf Vorrat" hat, wird eine dieser Mechanismen etwas langsamer.

Daher: Wenig Wirkstoff + wenig effektive Wirkung -> wenig effizient.

Aber es kann doch auch nicht schaden, oder?
In der Natur kommt Folsäure nur in Kombination mit Vitamin B12 vor. Eigentlich sollte die alleinige Aufnahme von Folsäure unproblematisch sein, aber die Versuche haben in dem Punkt noch keine klaren Beweise geliefert - das ganze Thema ist in der Kosmetik noch zu neu.
Bis die Wissenschaft Entwarnung gibt, ist es auf jeden Fall sicherer, sich die Folsäure auf natürlichem Wege zu holen.

Was mache ich jetzt mit meiner Haut?
Die meisten grünen Gemüse enthalten weitaus genug Folsäure für einen gesunden Vitaminhaushalt. Ein kleiner Salat oder ein paar Scheiben Tomate sind schon mehr als genug, um die kaputten Stellen in allen Körperzellen - nicht nur der Haut - flicken zu lassen.
Und wem der erfrischende Effekt fehlt - wie wär's mit einer klassischen Gurken-Gesichtsmaske?

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